R@inbowkids

Interview-Termin mit
Mitgliedern der Chefredaktion. Die Anspannung ist groß; schließlich werden wir
gleich die Chefredakteurinnen einer weltweit erscheinenden Zeitung
treffen, die sonst regelmäßig mit den Topstars der Showbranche verkehren. Auch
heute steht für Melanie Schneider und Jessica Weißbach noch ein Termin an:
Interview mit Anke Engelke!
Mellie und Jessie sind 14
bzw. 13 Jahre alt und haben in diesem Jahr die Chefredaktion der Online-Zeitung
„Rainbow“ übernommen. Eine Zeitung im Internet, das bedeutet für die beiden
Teenager, "dass man diese Zeitung nicht kaufen muss aber dass Kinder und
Jugendliche auf der ganzen Welt diese Zeitung lesen können."
Man kennt es ja aus der
Werbung: „Internet – das ist doch kinderleicht!“ So oder ähnlich präsentieren
große Firmen ihre Online-Angebote. „Kinderleicht“ – diese Formulierung richtet
sich aber gerade nicht an die Kids, sondern an Erwachsene. Denn das Internet
soll zwar eigentlich jedem offen stehen; de facto sind aber fast alle Homepages
für Erwachsene konzipiert.
Die erste Internet-Zeitung von Kindern für Kinder
„Es gibt in Deutschland nur
wenige Seiten, die sich überhaupt an Kinder und Jugendliche richten“, erklärt
der Gründer und Initiator von Rainbow, Peter Otto, den Missstand im „weltweiten
Netz“. „Und wenn, dann sind das Seiten, die von Erwachsenen für Kinder
gemacht werden. Dieses FÜR hat mich immer gestört. Unser Ziel war deswegen von
Anfang an, den Kindern ein Forum zu geben, das sie selbst nach ihren Interessen
und Wünschen gestalten können.
Gemeinsam mit der Schülerin
Christiane M. entwickelte der Lehrer Peter Otto im Sommer 1999 das Konzept
für eine Online-Zeitung, am 1. Oktober des Jahres wurde die Seite dann
schließlich ins Netz gestellt und seit dem 8. November 1999 ist sie ein Projekt
der Kindervereinigung e. V. Gera.
In den Worten von
Christiane, der damaligen ersten Chefredakteurin, kommt das Anliegen dieses
Projekts sehr gut zum Ausdruck:
„... Außerdem soll das Onlinemagazin dazu beitragen, uns Kindern einen Raum zu
geben, wo wir ganz allein oder in Gruppen und vor allem den Erwachsenen zeigen
können, wozu wir in der Lage sind und was wir alles leisten können. Wir wollen,
dass die Inhalte unserer Zeitung nicht von den Erwachsenen ausgewählt und
gestaltet werden, sondern von uns Kindern, weil eben nur Kinder Kinder richtig
verstehen können.“
Nicht ohne Stolz sagt Peter
Otto zur damaligen Gründung: „Meines Wissens waren wir damals die erste und auch
die einzige Internet-Zeitung, die von Kindern für Kinder gemacht wird.“
Schon bald erweiterte sich
die Zeitung zu der Vereinigung „R@inbowkids“. RAINBOW, das steht seither für:
Reden,
RegionAlgruppen, Ideen, Neuigkeiten, Berufsvorteile,
PrOjekte, Wissen!
Um anderen zu helfen, muss
man nicht erwachsen sein!
Auf
www.rainbowkids.de tauschen sich Kinder und Jugendliche über Mode und
Freundschaft aus, stellen Hobbys und Spiele vor oder holen sich Rat, wenn sie
Probleme mit den Eltern oder der Schule haben. Die Artikel sind dabei meist
Erfahrungsberichte der Kids, in denen sie andere um (Argumentations-) Hilfe oder
ihre Meinung fragen. So entstehen Diskussionsforen über ganz alltägliche
Probleme (Ich fühl mich als Außenseiter. In der Schule traue ich mich nie was
zu sagen.) ebenso wie ein reger Meinungsaustausch über das coolste Outfit
für den Sommer.
Die Kinder und Jugendlichen
lernen damit, ihre eigenen Ideen zu artikulieren und die Meinung anderer zu
akzeptieren. Und den Rahmen dafür setzen sie selbst: denn die Kids entscheiden
nicht nur über die Inhalte, sondern auch die Art der Aufmachung, das Layout,
liegt in ihren Händen. Jessi dazu: "Klar ist es ne Menge Arbeit - ich schreib so
ca. einen Artikel pro Woche. Aber das Gute ist, dass wir uns selbst überlegen
können: mit dem machen wir ein Interview; das Thema stellen wir ins
Diskussionsforum. Das macht halt Spaß, weil es von einem selber kommt!"
Doch die Rainbowkids
kümmern sich nicht nur um ihre eigenen Belange, sondern engagieren sich auch für
andere; so z. B. mit dem Projekt MOSAIK, in dem sie sich für kranke oder
bedürftige Kinder einsetzen. Eine Spendenaktion für die Flutopfer in Dresden ist
nur ein Beispiel dafür. Das Motto lautet auch hier: Man muss nicht erwachsen
sein, um anderen zu helfen!
Über 50,000 Klicks können nicht täuschen
In den vergangenen drei
Jahren hat sich das Rainbowkids-Projekt stark ausgeweitet. Mit dem inhaltlichen
Angebot stieg auch die Zahl der Kids, die sich bei R@inbow engagieren. So sind
bis heute Regionalgruppen in Deutschland, Österreich, Italien, Namibia und
Argentinien entstanden, in denen sich Kinder und Jugendliche, die in örtlicher
Nähe zueinander wohnen, über Email-Brieffreundschaften hinaus auch persönlich
kennen lernen können. Auch die Besucherzahl der Homepage spiegelt den Erfolg des
Projekts eindrucksvoll wieder: Mehr als 50.000 Mal ist die Seite
www.rainbowkids.de in den vergangenen 3 Jahren besucht worden.
Omi: das ist ein PC!
Die Arbeit bei den
Rainbowkids hat Jessi und Melli auch für den Schulunterricht geholfen:
"Deutschaufsätze sind jetzt eigentlich kein Problem mehr", sagen die
8-Klässlerinnen übereinstimmend. Durch ihren täglichen Umgang mit dem Computer
sind für die beiden Mädchen zudem Fähigkeiten selbstverständlich geworden, die
sonst häufig unter dem Stichwort "Medienkompetenz" ein tristes weil
theoretisches Dasein fristen. "Meinen Großeltern musste ich überhaupt erstmal
erklären, was wir da machen. Die haben von Computern keine Ahnung", beginnt
Melli zu erzählen. Doch da klingelt das Handy. "Das war Anke - wir müssen los",
sagt Melli kurz darauf. Die Chefredakteurinnen packen ihre Sachen. Ob sie denn
gar nicht aufgeregt seien? "Nöö, eigentlich nicht. Wir haben schon Michelle,
Right Said Fred, ATC, Frank Schöbel und so viele andere interviewt - das lief
eigentlich immer ganz gut!"
Kinder kennen keine Grenzen
und keine „Ausländer“ – dasselbe gilt für das Internet auch! R@inbow hat daher
nicht nur Mitglieder in ganz Deutschland, sondern ist eine Plattform für Kinder
in aller Welt. Neun- bis Achtzehnjährige Kinder und Jugendliche aus Namibia,
Österreich, Italien, Luxemburg, der Schweiz, den USA, Spanien, Argentinien und
Deutschland unterstützen die beiden Chefredakteurinnen bei der Zeitungsarbeit:
Ob Layout, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Archivierung oder Leserkontakte -
die R@inbowkids praktizieren eine internationale/ multikulturelle
Zusammenarbeit, von der so mancher multinationale Konzern nur träumen kann.
Dieser Bericht wurde
verfasst von:
Sebastian Frenzel
Journalistenbüro „Röhr-Frenzel“,
Berlin
(im Auftrag des
Bundesjugendringes)
Peter Otto alias Gondram
(Gründer und Herausgeber des Onlinemagazin für Kids & Teens "RAINBOW")
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