Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider
Neben
Indiana-Jones-Flussfahrten und lebensgefährlichen Achterbahnen, haben
Tatjana und ich auch
Spaß in Rust.
Zumindest manchmal.
In
Ausnahmefällen.
Aber dann hauen wir uns gegenseitig mit einem Stück gefrorenen Fleisch k. o.
und der
Anflug von Spaß ist wieder vorbei.
Oder wir lassen gar keine Spaß-Gefühle aufkommen. Da lässt sich mit der
Auswahl des
passenden Outfits
schon sehr viel machen...
Meine Cousine muss man sich so vorstellen:
zuckerlieb, ruhig, nett, brav und eher unauffällig.
Es ist ganz wichtig das zu wissen, sonst kann man sich das Ausmaß des
Schocks nicht richtig vorstellen... Als sie uns versprochen hat, mit uns am
Abend in die Disco zu fahren, rechneten wir also mit einem Tanzlokal, in der
als härtestes vielleicht gerade mal “Poison” durch die Lautsprecher dudeln
würde.
Weit
gefehlt.
Doch dazu kommen wir nachher...
Als wir vom Hotel meiner Familie zum Haus meines Onkels watschelten hielt
ein Auto neben uns, indem drei Typen saßen und einen kleinen Smalltalk
begannen. Als man fragte, ob wir denn E-mail-Adressen besitzen würden,
nickte ich natürlich freudig und willigte ein, sie ihnen zu geben.
“Maus17...”
begann ich - und spürte auch sogleich
Tatjanas Ellenbogen in meinen Rippen...
okay, es war ihre E-mail-Adresse..., aber musste sie deshalb denn gleich so
aggressiv werden?!
Als die Typen weg - und wir in unserem Zimmer waren, wartete ich kurz auf
das große Donnerwetter von Tatjana, doch das kam nicht. Dazu war auch gar
keine Zeit, denn pünktlich um Zehn wollten wir abfahren und es war immerhin
bereits kurz nach neun.
Wir
teilten uns auf die beiden Badezimmer auf und trafen uns dann frisch
geduscht im Gästezimmer wieder, um über unsere Garderobe zu entscheiden.
Letztendlich entschloss ich mich
für
eine Jeans und ein weißes Shirt
mit einem “Rock-“ Print. Tatjana wählte eine
Jeans
und ein babyrosanes Trägershirt.
Als meine Cousine uns abholte grinste sie kurz und fuhr los. Wir dachten
natürlich sie würde unsere netten, süßen Outfits belächeln.
Auch
hier weit gefehlt.
Nach einer guten halben Stunde Fahrt kamen wir im “At” - eigentlich “Atlantis”
(und nicht mit dem “Ad” - was den “Admiral-Filmpalast” betitelt) zu verwechseln
- an. Schon von Außen merkten wir, dass das irgendwie nicht die 3-Etagen-Disco
mit Pop- und Chartfloors war.
Jeglicher Versuch unsere Oberteile mit Kraft unserer Gedanken schwarz werden zu
lassen scheiterte.
An der Kasse bekamen wir einen Abflug-Stempel aufgedrückt der sagte, dass wir um
Mitternacht raus sein mussten. Immerhin waren wir noch nicht 18. Und eigentlich
auch noch nicht 16 - und damit hätten wir also gar nicht da sein dürfen.
Innen hofften wir ein sehr verrauchtes Plätzchen zu finden, so dass unsere
Kleidung wenigstens grau aussehen würde... doch nichts war’s.
Alle -
wirklich alle - im “At” trugen schwarze Sachen.
Einige dazu noch in Leder. Und Tatjana und ich stachen in freundlichem,
frischen, total peinlichem Weiß und Rosa heraus. Das war ein sehr
traumatisches Erlebnis
und toppte im Unwohlsein-Verhältnis sowohl die Bootsfahrt, als auch die
Achterbahnfahrt.
Die
einzigen dreieinhalb Minuten in denen wir ruhig und entspannt waren, waren die,
in denen
“Come as
you are”
lief. Ein Lied, das wir tatsächlich kannten. Und immerhin rief es zur Toleranz
auf.
Tötet uns also nicht! Wir sind auch für jegliche Rituale total unbrauchbar!
Bitte lasst uns leben!
Die Tanzfläche war komplett leer. Die ganze Zeit. Nur einmal hatten sich zwei
Herren mit sehr langen Haaren -
wie
schaffen die es, die so glänzend zu halten?
Ich hätte echt nachfragen sollen... - auf die Fläche getraut, die von
Motorrädern umstellt war und mit Rauchmaschinen einen sehr undurchsichtigen
Eindruck machte. Doch sie tanzten nicht mit ihren Freundinnen oder so was... sie
Headbangten.
Und wenn ich nicht komplett sprachlos gewesen wäre, hätte ich gelacht. Doch dann
hätte ich sicher mit meinem Flehen von oben anfangen dürfen... tut uns nichts.
Nach
einer guten Stunde fuhren wir weiter. Die Freundin meiner Cousine versicherte
uns, dass die nächste Disco eine wäre, die unsere Outfits sehr begrüßen würde,
weil da alle so aussehen würden. Und als wir endlich dort angekommen waren,
wollten die natürlich unsere
Ausweise
sehen. Und ich hab ja einen. Okay, wenn die nachrechnen, ob ich wirklich schon
16 bin, ist es etwas blöd, aber viele machen sich die Mühe nicht.
Der
allerdings schon.
Fazit:
Wir
verbrachten den Rest des Abends in einer Eisdiele, überfutterten uns an
Bananensplit und übertranken uns an Cola.
Ein
sehr gelungener Abend also ^^
Dennoch schworen wir uns in Zukunft einfach nur noch schwarz zu tragen wenn wir
in neue Gefielde kommen würden. Denn hey, man kann nie wissen. Und schwarz passt
schließlich immer. Das ist eine ganz alte Weisheit!
Tragt
schwarz!
Das
erspart euch manche Peinlichkeit... Und wer ganz auf Nummer sicher gehen will:
ihr könnt ja auch einfach einen schwarzen Umhang in eurer Handtasche mitnehmen.
Hätten wir es besser mal getan.
Inzwischen hab ich mir angewöhnt nach Rust immer eine Lederjacke mitzunehmen. Ob
es jetzt 50 Grad im Schatten hat oder nicht. Ich hab sie dabei. Und im Notfall
kann ich sie dann über mein weißes Top ziehen und abstreiten überhaupt helle
Kleidungsstücke zu besitzen.
Ein
weißes Top? Oder gar rosa? Quatsch... ich doch nicht. Niemals! *zwinker*
Eure
Marina (2005/06)
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