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Marina K.
(Chefredakteurin von 2003 - 2007)


Todessehnsucht im Freizeitpark ...


Meine Family kommt aus Rust. Die Stadt, wo der riesige Europapark steht, richtig. Deshalb fahr ich auch jede Achterbahn. Davor hab ich nun wirklich keine Panik. Darf ich auch gar nicht, denn das währe quasi eine Familienschande.
Zwar bin ich skeptisch, wenn ich eine Achterbahn zum ersten Mal fahre, doch danach könnte ich sie stundenlang runterrollen.
Eine weitere Tradition ist es, dass
Tatjana mich mindestens einmal im Jahr nach Rust begleitet. Und wir immer neue unvergessliche Tage dort erleben.

Kurz nach Eröffnung der Silverstar waren wir wieder unten... Wir hatten uns schon den ganzen Tag davor gedrückt, doch nun mussten wir ihr ins Auge sehen... der riesigen, der unglaublich hohen, mörderischen, schrecklichen... Silverstar. 73 m fast senkrecht nach unten. Kurzzeitige Schwerelosigkeit...
Tatjana stellte sich an die lange Schlange, die 30 Minuten Wartezeit vorhersagte. Ein erwartungsvoller Blick folgte.
“Nein. Ich warte hier. Fahr du.” ich nickte heftig, um mein Gesagtes zu unterstreichen und sah mich derweil nach Fluchtmöglichkeit um, wie es meine Mutter beim Piercer getan hatte. “Okay.”  Und so setzte ich mich auf eine Bank nahe des Eingangs. Erst jetzt fiel mir so ein blödes Balg auf, welches mich grinsend ansah und sagte “Schisser” Zuerst wollte ich dem Kind den Hals umdrehen - oder ihm zumindest weh tun, doch als ich den Blick seines Vaters sah, blieb ich doch bei Plan B. Und der war schlimmer als jede Haftstrafe der Welt:
Fahr die Achterbahn!!!

Ohne weiter nachzudenken - sonst hätte mein vernünftiger Menschenverstand mich davon abgehalten - drängte ich mich zu Tatjana vor, die mich verblüfft musterte.
“Du hier? Und nicht auf der Parkbank?!”  “Was? Darfst nur du dem Tod ins Auge sehen?” sagte ich und Tatjana begann zu lachen - bis sie begriff, dass ich es Ernst gemeint hatte. 

Während wir in der Schlange standen, betete ich. Ich bin nicht gläubig. Früher ging ich immer an Weihnachten in die Kirche, aber selbst der Brauch hat sich verloren. Ich bete auch nur, wenn es von mir ausdrücklich verlangt wird, aber in diesem Moment schmetterte ich alle Pater Noster und Rosenkränze hin, als hinge mein Leben davon ab - und wer weiß, vielleicht tat es das.
Als wir von einem der Parkmitarbeitern aufgefordert wurden uns in die Achterbahn zu setzen, überkam mich schlagartig das Gefühl rennen zu müssen. Sehr schnell. Und sehr weit weg.
Man muss wissen, dass der
Oberkörper während der Fahrt vollkommen frei ist. Man wird nur durch einen Bügel am Bauch in seinem Sitz gehalten. Und das war mir sowieso immer sehr unsympathisch gewesen.  

Als die Achterbahn langsam die 73 Meter hinaufgezogen wurde, begann ich ein apathisches “Ich hasse dich. Ich hasse dich ja so sehr... Aus ganzem Herzen... Ich hasse dich...” in Tatjanas Richtung zu lachen.
Links neben mir saß noch ein ca. 20-Jähriger.
“Bist du die schon öfters gefahren?” fragte ich in meiner Panik. “Ja.” Gut. Der war sie schön öfters gefahren. Und er lebte noch. Hoffte ich. “Ist die schlimm?” “Nein, jetzt nicht mehr.” - Ich weiß. Ich hätte nicht nachfragen sollen. Ich hätte es einfach nicht tun sollen.  Aber ich tat es. “Und wenn man sie das erste mal fährt?” “Da ist es schrecklich.” Aus. Fertig. Es war vorbei. Ich war grenzenloser Panik verfallen.
In der Sekunde, in der die Achterbahn still stand - diese Millisekunde, bevor sie die 70 Meter nach unten rauscht
zog mein Leben an mir vorbei. Ich schwöre es! (Okay, eigentlich zog alles an mir vorbei, was ich bis dahin gegessen hatte und wie lange es dauern würde, bis ich es wohl wieder sehen würde...) 

Und dann ging es abwärts. 

Die ersten Sekunden musste ich einfach schreien. Es ging nicht anders. Aber es waren keine Angstschreie (oder nur teilweise). Es war Spaß. Und hatte ich Tatjana eben noch “Ich hasse dich” zugeflötet, so wurde das jetzt durch “Ich liebe dich” ersetzt. Und dann brach meine achterbahnreiche Vergangenheit durch: Ich fuhr die - na ja, inzwischen nur noch 60 Meter - freihändig. 

Der Typ links neben mir sah mich verblüfft/entsetzt an, und tat es mir dann gleich, und auch Tatjana riss die Arme in die Höhe. Auf dem Foto, das während der Fahrt geschossen wird, war unsere ganze 3er Reihe freihändig zu sehen und es war das erste Achtbahnbild, auf dem ich gut aussah. Denn meine Haare wurden von dem schrecklichen Gegenwind nach hinten geweht - und mal nicht in mein Gesicht.

Als wir das Ganze beim Abendessen meiner Familie erzählten, glaubten die das natürlich vorerst nicht. Und warum? Weil Tatjana und ich kein Geld mehr hatten, um das Bild zu kaufen....  

Und so sind die Einzigen, die das wirklich glauben (weil sie dabei waren), für immer und ewig nur Tatjana, ich, und der Typ links von mir...

Eure Marina (2005/06)

 
     
 

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